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Radeln für Kinder beim Race Around Niederösterreich 2020

Nachdem dieses Jahr wegen Corona fast alle Veranstaltungen abgesagt werden mussten, hat dennoch eine stattgefunden. Das Race around Niederösterreich (kurz RAN) am 18.+19. September. Das RAN ist ein 600KM langes Einzelzeitfahren mit etwas über 6000 Höhenmetern. Gleichzeitig wurden dort die Österreichischen Staatsmeisterschaften im Ultra-Radmarathon ausgetragen. Am Start bekannte Größen der Szene wie Christoph Strasser, der schon mehrfach das Race across America oder das Race around Austria gewann. Und mittendrin mein Supportteam – bestehend aus Mitch, Simon und Thom - und ich.

Schon seit Anfang des Jahres fieberten wir dem Event entgegen, denn der Plan war einen neuen persönlichen Rekord für die längste je gefahrene Strecke aufzustellen – nie zuvor hatte ich es geschafft 600Km an einem Stück zu fahren. Ich habe zwar schon an einigen 24h Rennen teilgenommen, aber immer nur auf Rundkursen, bei denen man jederzeit aussteigen konnte. Das ist beim RAN keine Option, da kann man nur einsteigen – in den Bus bzw. Besenwagen und aufgeben. Nur: Aufgeben ist keine Option! So rief mich mein Crewchief Mitch ein paar Tage vor dem Rennen an und fragte: „Du Oli, nur eine Frage: Ich habe nur 3 Sitze im Bus, d.h. wenn Du aufgeben müsstest, hätten wir gar keinen Platz. Ist das ok für Dich“. Hmm, fair Point…aber ja das ist OK, oder wie es so schön heißt: „Ich werde ganz viel fluchen, aber nicht aufgeben“.

Na ja, der ursprüngliche Termin Anfang Mai musste dann auch verschoben werden, Corona!

 

Ok, aber mit unserer Aktion „Beating Phileas Fogg“ bekam ich dann ja auch noch eine Menge Kilometer in die Beine, auch wenn es sonst keine Veranstaltungen gab.

Am Donnerstag den 17.9 ging es nach einem kurzen Einrollen zuhause auf den Weg nach Weitra, einer schönen Brauereistadt und dem Startort. Dort angekommen, es war bereits nach 19:00 Uhr, bezogen wir erstmal unsere Zimmer und trafen uns zum Essen – Carboloading im Hotel direkt am Rathausplatz, wo die Startbühne war.

 

Am Freitag früh ging es nach dem Frühstück erstmal zum offiziellen Check in. Dann Bus bekleben, Räder vorbereiten, Bus laden mit Essen, Getränken und Klamotten, so dass wir unterwegs auch sicher alles hatten, was wir brauchten. Gegen Mittag dann noch mal essen und nochmal kurz hinlegen. Für richtig Schlafen war ich leider aber zu aufgeregt. 😀

Um 16:52 war dann mein Start, ziemlich am Ende der ersten Startgruppe. Die Sonne schien und es war noch schön warm. Perfekt! Vor dem Start wurde ich dann sogar noch vom ORF zum Interview gebeten, da ich wohl der erste Deutsche war, der an dem Tag gestartet ist. Dann noch das übliche Kurzinterview auf der Bühne und ab ging es auf die Strecke.

Die ersten Stunden ging es dann erstmal relativ flach durch die schöne Landschaft Niederösterreichs, ein bisschen wellig und echt schön zu fahren. Mit Einsetzen der Dämmerung wurde es naturgemäß etwas kälter und noch etwas kälter und irgendwann richtig kalt. Entsprechend kam Schicht zu Schicht an Kleidung dazu, um der Kälte zu begegnen. Aber es lief erstmal richtig gut, auch nach 200Km, dann 300Km lag der Schnitt noch gut über 30Km/h. Jetzt allerdings begann eine schwierige Phase. Das Gelände brettflach und bei mir nahm die Müdigkeit immer mehr zu. Soweit, dass ich nach ca. 350Km eine 20Min Schlafpause einlegen musste.

 

Die hat dann aber gut geholfen und jetzt kamen die Berge. Also auf ging es zum Semmering, dem ersten richtigen Anstieg. Auf dem Weg hoch setzte die Dämmerung ein – wie schön. Auch die Kälte wurde beim bergauf Fahren vertrieben und so fühlte ich mich wieder besser und besser. Oben angekommen gab es einen kurzen Zwangsstop und wieder ein kurzes Interview.

 

Nach dem Stop wurde man erstmal mit einer tollen Abfahrt belohnt, es begann ein stetes auf und ab. Durch tolle Landschaften, mit allem was das Herz begehrt und allem was die Beine fürchten. Wer sieht schon gerne ein Schild „23% Steigung“ nach 400Km?

Auf dem Weg kam noch der eine oder andere Tiefpunkt, aber es wurde wärmer und die Müdigkeit wich nach und nach.

Nach rund 500Km gab es noch mal eine Kaffeepause. Das Team hatte extra einen Cappucino mit 3-fach Espresso besorgt und ich konnte kleidungstechnisch wieder auf kurz/kurz wechseln.

Am Ende der Pause sagte Simon dann „Ab jetzt keine Pause mehr“, offensichtlich nicht ernst gemeint. Nur was jetzt kam war Legende. Die nächsten 20Km ging es wieder nach oben und immer in Zacken. Dafür ging bei mir das Rechnen los….noch 500Hm nach oben, dann liegt Weitra noch 60Km vor mir. Wenn ich wirklich richtig gut durchkomme kann ich es in 24 Stunden vielleicht doch noch schaffen. Jetzt ging das Rennen noch mal in eine spannende Phase im Kampf gegen die 24h Marke. Das realisierend fiel ich in einen Tunnel im Kampf gegen die Uhr und die Berge. Denn bis zum Schluss kamen noch gefühlt 100 kleine Zacken, die immer wieder auf 10-13% Steigung gingen, immer nur kurz aber mich immer wieder aus dem Tritt bringend. Mit dem Tunnel wurde auch die Kommunikation mit dem Team anders. Die Drei hatten auch realisiert, dass ich jetzt noch mal voll im Rennmodus war. So waren sie immer in meiner Nähe, reichten mir neue Trinkflaschen, Gels und Essen, das man auch während der Fahrt zu sich nehmen könnte. Mein Rechner sagte mir, dass es immer weiter um knapp über und knapp unter 24h ging. Bei Km 556 zeigten mir Mitch, Simon und Thom noch extra an, dass ich genau jetzt meine längste Fahrt erreicht hatte (Der alte Rekord lag bei 555Km).

Und wieder kam ein Zacken, spätestens jetzt kam die Geschichte mit dem viel Fluchen 😉. Aber wenn es so knapp ist, kann man auch nicht mehr loslassen. Also durch bis zur Ziellinie. Die war nach 23 Stunden und 52 Minuten überquert – Mission accomplished.

 

Letzte Meter auf die Bühne, letzte Frage „Was macht ihr jetzt? Bier, Essen, Schlafen?“ - „Erst Duschen, dann in der Reihenfolge.“

 

Ein geniales Rennen ging zu Ende und an der Stelle muss mal eines gesagt werden. Wenn man finished, bekommt man als Fahrer viele Glückwünsche. Nur die Wahrheit ist: Das Supportteam trägt einen durch das Rennen! Also ganz lieben Dank an Mitch, Simon und Thom – ohne euch wäre das nicht möglich gewesen!

 

Ich freue mich jetzt auf ein paar Wochen Ruhe, dann werden wieder Pläne für die nächste Saison gemacht. Also stay tuned.