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Rad am Ring

Oli gegen Ring 2:0 oder warum heißt das grüne Hölle?

 

Es war mal wieder soweit: Das Saisonhighlight Rad am Ring ging an den Start und ich wieder mitten drin und wie im letzten Jahr wieder solo. Das Ziel: die 18 Runden vom letzten Jahr wiederholen und wenn es geht noch eine drauf setzen.

Insgesamt waren wir von Radeln für Kinder mit 6 Solo Fahrern, 1 Zweier-, 2 Vierer- und einem Achter-Team vor Ort. Mit Begleitpersonen kamen wir schon über 30. Also ordentlich was los im Fahrerlager.

Am Vorabend des Rennens hieß es folglich erstmal Grill an, Bier kalt und Spaß haben. Die komplette Mondfinsternis kam dann noch als extra Spektakel dazu 🙂

Samstag früh gab es dann erstmal ordentlich Frühstück, Räder fertig machen und letzte Vorbereitungen treffen.

 

Und schließlich ab in die Startaufstellung.

Punkt 12:42 war dann Start und ab geht's auf die Nordschleife - auch grüne Hölle genannt. Warum? Das muss man eigentlich erleben. In einem ständigen Auf- und Ab- mit Geschwindigkeiten über 100Km/h, Steigungen mit bis zu 18%, vielen Wellen und Kurven, die man auch mal mit 70-80km/h durchfährt, ist alles dabei, wovon man auf normalen Straßen meist nur träumen kann oder wovon man auch mal Albträume bekommt.

 

In den ersten beiden Runden kühlte Petrus dann sogar extra für uns mal kurz die

Strecke runter. Obwohl ich Regen normalerweise überhaupt nicht mag, war er hier doch willkommen. Und so liefen die ersten Runden richtig gut. Die Fahrzeiten der ersten 6 Runden konstant unter einer Stunde, der Vorsprung auf den Zeitplan für 19 Runden stieg langsam an und das Gefühl in den Beinen war gut. Auch die Versorgung klappte hervorragend. Michél Giesche und Sandra Brückner hatten den Support der Solofahrer übernommen und den beiden sollte noch eine ganz tragende Rolle zukommen.

 

Denn kaum war die verflixte 7. Runde durch fing wieder mein Magen an, nur diesmal hat er nicht oben zu gemacht, sondern das genaue Gegenteil. Die Details erspare ich euch an der Stelle - Der Dixiklo Reiseführer für den Nürburgring erscheint aber in Kürze.

 

Während ich also langsam und ziemlich fertig die Runden 8,9 und 10 hinter mich brachte, gaben mich Sandra und Michél nicht auf und reichten mir in jeder Runde Kraftbrühe, erst pur dann mit Nudeln und Salzstangen. Aus dem Energiegetränk wurde einfach Wasser und tatsächlich, mit Runde 11 fing es an sich ganz langsam wieder besser anzufühlen. Also kam zur Kraftbrühe auch mal ein Mars, ein paar Chips oder Waffeln. Längst war auch die Nacht hereingebrochen, aber mit jeder Runde ging es ein klein wenig besser. Dafür setzt jetzt in der Nacht die Müdigkeit ein. Die wird dann mit Iced Espresso aus der Dose im 2 Runden Takt bekämpft. Dann höre ich Michél sagen: "In der nächsten Runde siehst Du an der Hohen Acht die ersten Sonnenstrahlen und in der übernächsten wird es hell sein". Das gab Mut, weiß ich doch, dass ich aus der Nacht heraus wieder fitter werde. Da ich ohne Schlafpause durch die Nacht kam, hatte ich mittlerweile auch eine ordentliche Platzierung. Zu Runde 14 war ich noch 87., dann 64., dann 54.. Na ja, wird irgendwann aufhören nach oben zu klettern, die anderen werden ja nun auch wieder wach.

 

Inzwischen hell, warm, wieder essen könnend wurden dann die Runden auch wieder fixer. Trotz allem lag ich nämlich noch super im Kurs auf 19 Runden und Michél sagte schon etwas von einer 20. Also noch mal Fahrt aufnehmen, die Runden 17 und 18 waren dann tatsächlich nochmal unter einer Stunde und ich hatte endlos Zeit für Runde 19, um vor dem cut-off noch die 20. Runde starten zu können. Also einen Gang zurückschalten und Runde 19 locker durchbringen, damit die Kraft für 20 reicht. Die Zeit war ja nicht mehr

das Problem.

 

Beim letzten Stop im Fahrerlager, Runde 20 war schon offiziell begonnen, gab es erstmal High Five mit Sandra und Michél. Mission completed! 19 Runden, Höhenmeterrekord und ein Platz in den Top 50 waren jetzt schon sicher. Also versuchen wir noch Nr. 20! Als ich wieder über Start/Ziel in Richtung Nordschleife fuhr hätte ich echt heulen können vor Freude. Dann pünktlich zum Beginn der Steigungen an der Ex-Mühle kam noch Dario aus einem der 4er-Teams zu mir und gab mir Geleitschutz für die letzte Runde. Mir tat derweil alles weh, besonders die Füße. So mussten wir auf der Geraden vor der

Dottinger Höhe dann wirklich noch mal anhalten. Ich musste mal kurz raus aus den Schuhen. Aber es waren nur noch 2 Kilometer zum Ziel. Kurz davor warteten dann auch noch Christoph (auch solo) und der Rest von Darios Team auf uns. Gemeinsam überquerten wir die Ziellinie. Seit dem Alpenbrevet 2013 hatte ich so etwas emotional nicht mehr erlebt. Einfach genial das Rennen.

 

Am Ende standen 10.880 Höhenmeter, 521Km und 20:39h reine Fahrzeit auf dem Computer. Für mich neuer Höhenrekord! Bei Weitem 🙂. Gereicht hat das für Platz 10 in der Altersklasse und Platz 31 insgesamt. Ach ja und mit 100,7Km/h gab es auch gleich noch einen Geschwindigkeitsrekord mit dazu.

 

Es war mal wieder ein Klasse Event und ich kann nur sagen Mission 21/2019 läuft! Grüne Hölle - ich seh' Dich nächstes Jahr!

 

 

Katjas Bericht vom 2er-Team:

 

Unsere Strategie war, dass wir im 2 Runden Rhythmus radelten-also ca. 2:10h Rad fahren, 2:10h Pause und das Tag und Nacht.

 

Der Nürburgring und insbesondere die Nordschleife ist eine Strecke der besonderen Sorte - 1 Runde ist 26km lang und hat 530 Höhenmeter und die kommen nicht einfach so,

sondern man bewegt sich in einem ständigen Wechsel zwischen rauf und runter. Dabei muss man an der Hohen Acht bis zu 18% Steigung meistern und in der Fuchsröhre kann man auch mal die 100Km/h Marke knacken.

 

Die ersten Runden taten weh: Regen, Hitze, Schwüle, so dass ich mich an manchen Streckenabschnitten fühlte, als wäre ich in der Sauna. Nach den nächsten beiden Runden hatte ich Kopfschmerzen - zum Glück viel mir ein, dass mir Salz fehlte. Dann bin ich ins Camp und habe erstmal salzreiche Kost zu mir genommen, viel Flüssigkeit dazu getrunken.

 

Um 22 Uhr begannen die Nachtrunden im Dunkeln. Die Strecke war teilweise ausgeleuchtet - vor allem an den gefährlichen Streckenabschnitten. Jeder Radler hatte auch eine gute Beleuchtung am Rad oder Helm, auch ein Rücklicht war Pflicht. Die Nachtrunden machten richtig Spaß, in der Dunkelheit Rad auf der Nordschleife zu fahren ist schon etwas Besonderes.

 

Meine letzten Runden waren von 7:30-9:45Uhr. Dann hatte ich es geschafft:

10 Runden: 260km - 5300Höhenmeter